Nun also morgen Unterföhring – davor Seligenporten, danach Ingolstadt II (!!) und irgendwo dazwischen war auch noch Buchbach. Ich will ehrlich sein: es schmerzt. Es erinnert mich an die Zeit, als ich – übrigens freiwillig – Löwenfan geworden bin, über 30 Jahre ist das jetzt her: damals waren die Gegner Ampfling, Plattling, Eching & Lohof. Zur gleichen Zeit überholte der rote Münchner Verein gerade den 1. FC Nürnberg als Rekordmeister, aber ich habe mir den blauen Münchner Verein ausgesucht – also gehört es mir ja nicht anders.

Mir vielleicht nicht – aber der glorreiche TSV 1860 hat etwas anderes verdient als die Bayernliga – oder wie hat es Karsten Wettberg damals so schön formuliert: „wir müssen raus aus dieser Hammelliga“. Ich hatte das Glück, den Durchmarsch von der Bayernliga bis zur Championsleague-Qualifikation live miterleben zu können und war bei jedem internationalen Pflichtspiel seit meiner Geburt live dabei – egal ob Varna, Leeds, Newcastle, Borisov, etc… ich will nicht noch einmal Jahrelang über Bayerns Dörfer tingeln – das ist nicht der Anspruch des TSV 1860 – darüber können auch Highlights wie vor ein paar Wochen bei Nürnberg II nicht hinwegtäuschen: die Kulisse von uns Löwenfans war gigantisch: weit über 12 000 Löwenfans bei Rekordkälte Auswärts bei einem Viertliga-Spiel – man stelle sich einmal vor, wir spielen im Sommer Auswärts in der 1. Bundesliga…

Ja, wir spielen aktuell wieder in unserer Heimat, dem Sechzgerstadion – das ist vielleicht das einzig gute am Abstieg gewesen: wir sind die Allianzarena-Verträge losgeworden. Ändert aber nichts daran, dass ich mit 1860 den größtmöglichen sportlichen Erfolg möchte – wenn irgendwie möglich im Sechzger, wenn nicht möglich dann halt in ferner Zukunft irgendwann einmal in einem eigenen Löwenkäfig.
Ohne Hassan – und andere Investoren, das versteht sich von selbst – und hört mir auf damit, dass es heutzutage nicht mehr ohne Investoren geht: Zum einen sieht man ja recht deutich, wohin uns unser sogenannter Investor gebracht hat – herzlichen Dank dafür noch einmal an dieser Stelle -, zum anderen stehen aktuell in Fußballdeutschland rund 50 Fußballvereine vor dem TSV 1860, die keinen Investor haben – und ein weiteres Urgestein des deutschen Fußball mit Investor verabschiedet sich dieses Jahr wohl ziemlich deutlich aus der höchsten deutschen Fußballliga.
Im übrigen: wenn ich sportlichen Erfolg um jeden Preis gewollt hätte, dann hätte ich mich vor rund 30 Jahren für den anderen Münchner Fußballverein entschieden – hab ich aber bewusst nicht:

Würdet ihr euch prostituieren oder eure bessere Hälfte bitten es zu machen, damit ihr euch eine größere Wohnung, ein paar Statussymbole, ein dickes Auto und ein paar Urlaubsreisen leisten könnt?

Es gibt Leute die machen so etwas – und das ist auch absolut in Ordnung. Ich würde es nicht. Im Zweifelsfall bleib ich lieber noch ein paar Jahre in der kleineren Wohnung -oder in unserem Fall: spiele ich lieber noch ein paar Jahre gegen Unterföhring und Buchbach – auch wenn´s weh tut.

Stephan Tempel

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