Irgendwie bin ich dann immer wieder über Tokyo und das dortige Download-Festival gestolpert: In Japan war ich noch nie, interessiert hat mich das Land schon länger und mit etwas Glück würde ich auch noch die berühmte Kirschblüte mitbekommen… zudem stand in dem Zeitraum noch eine Tattooconvention in Taiwan bzw. die Teilnahme von einem unserer Tätowierer dort zur Debatte und da könnte man da ja auch noch vorbei schauen…
Also diverse Reiseberichte gelesen und nach günstigen Flügen geschaut und dabei festgestellt, dass es mit einem Gabelflug über Shanghai deutlich günstiger wird und das ganze sogar in diesem Fall ohne China-Visum funktioniert – wie genau erkläre ich im Shangai–Bericht, dazu sollten noch ein paar Tage Hiroshima, Kyoto und natürlich Tokyo das ganze vervollständigen – aber eines nach dem anderen:
Wie läuft ein Heavy-Metal-Festival in Japan ab?
Wie im restlichen Land räumt der Japaner seinen verursachten Müll selber weg, und recycelt hierbei noch nach Getränkerest, Pappe und Plastik. Auch bei den typischen japanischen Hightech-Toiletten das gleiche Bild: Es gibt eine Schlange ohne Gedränge, die Leute warten geduldig bis sie dran sind und die Toiletten fürs große Geschäft sind kostenlos und den ganzen Tag sauber, obwohl ich nicht einmal jemanden beim putzen gesehen habe – nach europäischen Maßstäben unvorstellbare Zustände.
Wer jetzt meint, wir haben es deswegen mit einem Volk von Langweilern zu tun und es wurde ein fades Festival (es gibt ja genug Leute, die ohne Alkohol keinen Spaß haben können) – weit gefehlt:
Die Metalszene in Japan ist zwar eher überschaubar, ich würde auf 5000 bis 7000 Festivalbesucher in der ausverkauften Halle tippen (alleine im Großraum Tokyo leben unvorstellbare 40 Millionen Menschen), aber deswegen nicht weniger fanatisch oder enthusiastisch: man trägt schwarz bzw Bandshirts, kennt jede Textzeile und schüttelt das meist eher kurze Haar begeistert zur Musik… doch der Reihe nach:
Arch Enemy
War auf jeden Fall ein starker Auftritt vor einem sehr dankbarem Publikum, danach ging es erst einmal vor die Halle in die Sonne um dem Wahnsinn beim Merchandising zuzusehen: eine lange, lange Schlange, die Slayer-Tour-Shirts waren als erstes ausverkauft, aber auch das Merch von den anderen Bands oder vom Festival selbst war bis zum Abend einfach komplett leer gekauft.
Anthrax
Slayer in Tokyo
Slayer waren ja wenige Tage zuvor noch in Australien gewesen und ich frage mich ja immer, wie Bands mit so Geschichten wie Jetlag umgehen bzw diesen verkraften – hier hatte ich leider den Eindruck, daß das diesmal nicht so gut der Fall war: Waren die Konzerte in Spanien und auch München brutal gut, so wirkte Slayer dieses mal müde bzw angeschlagen: Zum einen hat man es an den Gesichtern deutlich gesehen, zum anderen hatten sie sehr lange Pausen zwischen den Liedern und der Stimme von Tom hat man es auch angemerkt.
Zudem hatten Slayer leider nur einen Bruchteil ihrer Feuereffekte und die großen Metall-Adler gar nicht im Gepäck, so dass mir im direkten Vergleich dann doch einiges fehlte, wobei vor allem die Konzerte in Madrid und Barcelona ohnehin schwierig bis gar nicht zu toppen sind.
Diese Reihenfolge war einfach für den Arsch, die Halle leerte sich hier doch merklich. Ich war dank Zeitverschiebung und nach 9 Stunden Anwesenheit in der Halle ohnehin durch und suchte das Weite, wobei mir Judas Priest fast schon wieder leid getan haben, als ich gesehen habe wie viele die Halle verlassen haben: auch wenn ich kein Fan von Abschieds-und Re-Union Touren bin, so hat es auch diese Legende nicht verdient vor einer halbleeren Halle zu spielen.
Beim Verlassen der Halle bekam jeder noch ein Poster vom Festival gratis in die Hand gedrückt, anhand von denen sollte ich am nächsten Tag dann noch einige Metal-Heads am Hauptbahnhof in Tokyo erkennen – diese waren übrigens durch die Bank alle allein reisend, es waren ohnehin sehr viele Besucher alleine auf dem Festival:
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