Die Rente – erster Akt

 

In einem Punkt sind sich nahezu alle einig: Rentner in Deutschland bekommen zu wenig Geld für ihren (meist wohlverdienten) Lebensabend! Das war die letzten Jahre so, das ist heute so, und es wird in naher Zukunft noch weitaus düsterer werden. Aber warum?

 

Fangen wir doch mal recht weit unten an:

 

In den 1970er Jahren war die Rente auf einem Höchststand von nahezu 60% des durchschnittlichen Jahreseinkommens in den Beitragsjahren. Klingt auch erst einmal nach Wenig, wer sich allerdings auf das Experiment einlassen will: Versucht doch mal einen Monat lang mit 600€ auszukommen – und im Monat darauf das Ganze auf 400€ zu drosseln. Der Unterschied macht sich recht fix bemerkbar, auch ohne Taschenrechner.

Das Rentenniveau sinkt seit Jahren kontinuierlich, und wer hats erfunden? Das jährliche Absenken des Rentenniveaus stufenweise wurde im großen Stil von der Rot-Grünen Koalition 2004 beschlossen! SPD und Grüne haben sich im Zuge der Agenda2010 darauf geeinigt, das nationale Rentenniveau stufenweise von 52,9% damals auf 43% des letzten Nettoeinkommens im Jahr 2030 zu senken! Man muss kein Abitur haben, um sich vorzustellen wie komfortabel das Leben im Alter mit weniger als der Hälfte des aktuellen Einkommens sein wird. Ungefähr ein Drittel aller nach 1963 geborenen Arbeitnehmer in Deutschland darf sich aktuell darauf freuen, im Alter mit 800 € oder weniger auskommen zu müssen. Miete, Strom, Telefon, Kleidung, Nahrung, Medikamente, Teilnahme vom öffentlichen Verkehr mit Auto oder öffentlichem Personennahverkehr… Das muss dann alles in diese 800 € reinpassen. Von persönlichen Bedürfnissen wie Freizeitgestaltung in Form von Kino, mal Essen gehen, Zigaretten, Urlaub oder einem Friseurbesuch reden wir an der Stelle noch gar nicht! Bei zeitgleich steigenden Lebenshaltungskosten, wohlgemerkt! Wer es im Niedriglohnsektor geschafft hat, sich um einen Besuch beim Amt herumzudrücken: Glückwunsch, im Alter wartet eine ganz neue Erfahrung auch Dich!

 

Beschlossen von einer Regierung bestehend aus SOZIALDEMOKRATEN und GRÜNEN, auf deren Mist übrigens auch das HARTZ-IV-Konzept gewachsen ist. „Sozial“ – alles klar?

 

Und das Volk meint wirklich, Schnappi und das Dschungelcamp sind Boten der schleichenden Volksverblödung. Dabei sind die ständig wiederkehrenden Wahlen noch weit aussagekräftiger.

 

Aber welche Alternativen Rentenmodelle in Eigenverantwortung gibt es? Dieser Frage widme ich mich gerne im 2. Teil der Rentenserie

Die Rente – zweiter Akt

 

Auf den bunten Ansichten habe ich bereits den ersten Akt zum Nachlesen hinterlegt, nachdem der „Irrsinn ums Alter“ aber einfach zuviele Facetten hat und das Verhalten der User diverser sozialer Medien mehr Kanonenfutter liefert, als ich verballern kann, splitte ich das Drama der Übersichtlichkeit halber auf.

 

(Zusammenfassung erster Akt: Renten zu niedrig, Rentenniveau von Rot-Grün beschlossen)

 

Wer aus dem hintersten Winkel seiner Erinnerungen nun das Stichwort „Riesterrente“ hervorzaubert, sei von vornherein gewarnt: Die Riesterrente wird sowohl versteuert als auch im Zweifelsfall erst einmal auf die eventuell nötige Grundsicherung im Alter angerechnet. Was heißt das im Klartext?

 

Wenn 2 Kollegen (heute um die 30) am Fließband mit 1500,- € Nettoverdienst nach Hause gehen, haben sie eine Rentenerwartung von ca. 650,- € bei Erreichen des regulären Renteneintrittsalters. Die Armutsgrenze für einen Alleinstehenden liegt bei 800,- € derzeit. Einer haut seine Kohle jeden Monat auf den Kopf, einer riestert sich einen i.H.v. 50 € monatlich. Kleines Rätsel: Wer hat im Alter mehr Geld zur Verfügung? Nachdem 2018 das System etwas nachgebessert wurde, hat tatsächlich der Sparer etwas mehr Geld in der Tasche. Wenn er allerdings keine realistische Aussicht darauf hat, die 100 Jahre bei bester Gesundheit und mit reichlich Freizeitaktivität zu überdauern, hätte er das Geld besser unters Kopfkissen gelegt, sonst zahlt er hier drauf!

 

Es gibt selbstverständlich noch andere private Vorsorgemodelle, das ist mir schon klar! Aber wer soll auf diese Art der Absicherung zurückgreifen? Es bedürfen im Zweifelsfall in erster Linie die Menschen des heutigen Niedriglohnsektors weiterer Mittel im Alter, aber wovon soll ein Arbeitnehmer im Unteren Einkommensgefüge das bezahlen? Wird das die neue IKEA-Werbung? „Wohnst du schon oder riesterst du noch?“

(Der Vorschlag, neben den monatlichen Beiträgen für die gesetzliche Rentenversicherung auch noch privat vorzusorgen um drohender Altersarmut vorzubeugen, entstammt dem Grundtenor jener Experten, die ernsthaft jahrelang über die Einführung des Mindestlohns diskutierten. Rieche nur ich einen Hauch von Ironie in der Luft?)

 

Dem geneigten Zyniker, der sich nun denkt: „Hätten die Leute was vernünftiges gelernt, dann würden sie auch ordentlich verdienen!“ sei an der Stelle gesagt, dass nicht jeder Mensch eine akademische Laufbahn einschlagen kann! Auch wenn diesen Berufen (mir unverständlich!) extrem wenig Wertschätzung entgegengebracht wird: Irgendjemand muss unseren Müll entsorgen! Irgendwer muss im Supermarkt die Regale auffüllen! Irgendwer muss unsere Grünanlagen sauberhalten! Diese Arbeiten MÜSSEN gemacht werden, und die gesamte Gesellschaft sollte dankbar sein dass sie TATSÄCHLICH gemacht werden!

 

Natürlich ist der Millenniums-Regierung dieser Mumpitz nicht aus Langeweile eingefallen, der geneigte Wähler muss sich im Zweifelsfall schon darüber im Klaren sein, was genau er eigentlich will: Wie die Lemminge rennen alle dem kurzsichtigen Versprechen der begrenzten Rentenbeiträge hinterher. Ist ja auch eine tolle Idee, die Ausgaben für die Rentenversicherung auf ca. 22% zu begrenzen. Nun gibt es aber immer mehr Rentner, die immer länger Rente beziehen und zeitgleich immer weniger Beitragszahler – was bemerkenswert ist, wenn man bedenkt dass unsere Arbeitslosenzahlen gerade auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung ist, das aber nur am Rande!

 

Wo also soll das Geld herkommen? Dazu gerne mehr im dritten Akt

Die Rente – dritter Akt

 

Will man nun anfangen, sich an die Ursachenforschung für die „Rentensituation“ zu machen, hat man besser viel Zeit, Geduld und einen starken Nacken für das garantierte Kopfschütteln. Die Ursachen dafür liegen schon sehr weit zurück, das Aufschlüsseln ist sehr umfangreich und lässt regelmäßig Experten verzweifeln die ihr Leben genau diesem Thema gewidmed haben.

 

Aber in Zeiten von Web2.0 und Photoshop gibt es kein Thema, zu dem nicht jeder gelangweilte Tastenheld eine Meinung (selten in Relation zur tatsächlichen Ahnung) hat, die er unbedingt zum Besten geben muss. Bevor also jemand auf die Idee kommt irgendwelche Zusammenhänge zu hinterfragen, auf denen das gesamte System von A bis Z  basiert, streut man einfach ein paar beinharte Schlagworte in emotional aufwühlende Bilder und stellt sie in die blaue Arena. Dann kann „der Pöbel“ sich auf dem Rücken der wehrlosesten gegenseitig zerfleischen und niemand kratzt an der Tür vom Königshaus. Ein genialer Plan, würde der geneigte Verschwörungstheoretiker meinen!

 

Alle anderen sehen die neunmalklugen, philosophischen Spruchbildchen (oder auch: Memes) und fassen sich einfach nur an den Kopf!

 

Irgendwer ist immer schuld daran, dass die Renten gerade kaum zum Sterben reichen. Mal die Asylbewerber, mal die Hartz-IV-Empfänger, mal sind es die Griechen. Hängt aber halt auch immer vom Blickwinkel ab, und für Differenzierungen ist auf einem Bierdeckel nun mal kein Platz!

 

Wenn Flüchtlinge gegen Obdachlose und Hartz-IV-Empfänger ausgespielt werden, jagt eine sinnlose Debatte die Nächste und es wird sich gegenseitig mit abstrusen Fällen der Steuergeldverschwendung übertroffen.

 

Hartz-IV und Flüchtlingshilfe kosten den Bund (!) jedes Jahr jeweils um die 15 bis 30 Milliarden €. Das ist ein Haufen Holz, schwer zu leugnen. Die Rentenkasse hat jedes Jahr Ausgaben i.H.v. ca. 260 Milliarden € (von denen ziemlich exakt 70 Milliarden vom Bund zusätzlich im Rententopf landen, weil die umlagefinanzierte Rente ansonsten in kürzester Zeit kollabieren würde).

Immerhin ein wenig Entlastung kommt aus Griechenland: Während dergeneigte Populist uns gerne Glauben machen möchte, dass unser gesamter Staatshaushalt in der Ägäis versenkt worden ist, schaut die Realität doch ein Bisschen anders aus: Deutschland hat an der griechischen „Schuldenkrise“ knapp 3 Milliarden Plus gemacht.

 

Klar soweit? Nun wissen wir zumindest, von welchen Dimensionen wir sprechen!

 

Würde sich an der Kernproblematik also etwas ändern, wenn wir (Achtung: Utopischer Unsinn!) alle Asylbewerber in ihre Herkunftsländer zurückschicken und alle Bedürftigen zum Arbeiten zwingen? Nein! Im Zweifelsfall müssten etwas weniger Zuschüsse aus dem Staatsäckel in die Rentenkasse gezahlt werden um den Kollaps zu verhindern, das war es aber auch schon. Und es ist schlicht und ergreifend unsinnig anzunehmen, dass sich daran etwas ändert wenn man ein Bild in einem sozialen Netzwerk teilt. Auch wenn auf den „besonderen“ Stilblüten dieser Art der politischen Argumentation gerne an das kindliche Gemüt der Zielgruppe appeliert wird, indem der Verfasser dazu auffordert „man solle sich trauen“ dieses Bild zu teilen.

 

FAZIT:

Wer sich bis hierhin durchgequält hat und auf eine pauschale Lösung des Problems hofft, den muss ich bitter enttäuschen. Ich gebe hier keine Wahlempfehlung ab, weder für die üblichen Verdächtigen noch für die selbsternannten „Alternativen“! Was schon einfach dran liegt, dass ich kein Pauschalrezept für die Lösung all unserer Probleme kenne! Daran tüfteln seit Jahrzehnten Menschen, die weit tiefer in der Materie stecken und ihr Leben und Wirken dem Studium dieser Fragen gewidmed haben, und selbst die haben keine „richtige“ Antwort.

 

Aber vielleicht mag der Eine oder andere geneigte Leser sich einfach bei Gelegenheit ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit zum Nachdenken nehmen, bevor er sich mit seinem Apple-Computer von Amazon bei Starbucks für 4 Stunden vor einen Becher Kaffee setzt und sich mit anderen vermeintlichen „Spezialisten“ darüber zu Tode diskutiert, warum der Staatshaushalt immer rapider Berg und Bach runtergehen!

 

PS: Wer den Hinweis nicht verstanden hat, darf gerne einfach mal ganz offensiv in Eigenregie schauen, mit welchen Tricks Erträge in unfassbarer Höhe von diversen Modekonzernen am Staat vorbeigeschleust werden. „Legal“ und „Anständig“ sind eben oft zwei Paar Schuhe, und sowohl Flüchtlingshilfe als auch Hartz-4 und Co. wären hier bestenfalls ein Tropfen auf dem sprichtwörtlich heißen Stein.

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