Nachdem ich abgesehen von einer Woche Südafrika zur Fußball-WM 2010 noch niemals in Afrika war, sollte der WSOP-Circuit-Stop in Marrakesch (oder auch: Marrakech) der Grund sein, zwei weitere afrikanische Länder zu besuchen.

Nur für die WSOP (bzw eine Turnierserie aus ihrer Circuit-Reihe) wäre ich sicher nicht dorthin geflogen, nur zum Sightseeing aber sicherlich auch nicht – also war „WSOP Circuit 2017 Marrakech“ ein hervorragender Anlass, mal wieder in den Flieger zu steigen – auf nach Marokko. Warum und wo sonst ich gerne Poker spiele, habe ich ja schon hier ausführlich beschrieben.

Nachdem ich nur ein Turnier der Serie gespielt habe, fliest das komplett in den Bericht mit ein – ist aber zum leichteren finden kursiv geschrieben:

Schon der Anflug auf Marrakech war gigantisch: genau über die Altstadt mit ihren durchgängig Sandfarbenen Häuser – das war mal etwas ganz anderes und machte definitiv Lust auf mehr. Die Einreise (nur mit Reisepass, mindestens noch 6 Monate gültig) verlief schnell und problemlos, da ich nur drei Nächte gebucht hatte wollte ich auch nur einen kleinen Geldetrag wechseln und in dem Fall nicht mit EC-Karte am Automaten ziehen – einen kleinen Kursverlust nahm ich dafür gerne in Kauf.

Hinweis an dieser Stelle: Die Währung von Marokko – Marrokanischer Dirham – darf weder nach Marokko ein- noch ausgeführt werden!

Natürlich wollte mir der Kerl an der Wechselstube eine höhere Menge zum wechseln empfehlen und eine Sim-Karte und Versicherung hätte ich auch gleich noch kaufen können – ein kleiner Vorgeschmack auf die nächsten Tage.

Das gebuchte Hotel sollte nur rund drei Kilometer vom Flughafen entfernt sein, also raus aus dem Flughafen und ins Taxi…. von wegen: Solltet ihr noch nie in einer Millionenstadt ohne echten Taxistand am Flughafen gewesen sein: auf nach Marrakech. Immerhin war gegenüber vom Flughafen ein Schild an dem Taxitarife angebracht waren und irgendwann kam auch ein nicht mehr ganz frisches Auto um´s Eck und der Fahrer schlug einen rund doppelt so teuren Tarif vor. Ein wenig feilschen und schon war´s nur noch 30% teurer – und natürlich kam am Hotel angekommen noch eine ordentliche Gebühr für´s Gepäck obendrauf.

Wie sagte der Fahrer so schön zum Abschied: „Welcome to Morocco„. Mit Uber hätte sich das vielleicht vermeiden lassen, aber der Hinweis hilft nichts: nach harten Kämpfen mit den Taxifahrern und rechtlichen Problemen hat sich Uber inzwischen aus Marokko zurückgezogen. Egal – weiter im Text:

Das Hotel „Hivernage Hotel & Spa“ Marracech hingegen war keine böse Überraschung:

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Sehr schön, gepflegt & sauber, das Casino fußläufig schnell erreichbar und rund 15 Minuten zu Fuß von der Nummer 1 Sehenswürdigkeit von Marrakesch entfernt und dorthin sollte auch der erste Weg führen:

Djemaa el Fna

Das ist der zentrale und berühmte Marktplatz in Marrakesch – der Name bedeutet im arabischen ungefähr „Versammlung der Toten“ und kommt daher, dass die Sultane rund um 1200 den Platz als zentrale Hinrichtungsstätte nutzten und die aufgespießten Köpfe dort zur Schau stellten – heute geht es dort aber quicklebendig zu:

Es wird jede Menge angeboten und verkauft, man findet dort Gaukler, Wahrsager, Musiker, unzählige Schlangenbeschwörer und vor allem gigantische Essenstände:

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Durch etliche Thailand-Besuche kann mich Streetfood ja nicht mehr wirklich schockieren und so lies ich die überteuerten Restaurants rund um den Platz links liegen und lies mir von „Hadj“ ein fürstliches Mal zusammenstellen: allerlei gebratene Fleischspieße, Saucen, gegrilltes Gemüse und göttliche Oliven für einen vergleichsweise lächerlichen Betrag – dass innerhalb kürzester Zeit Scharen von Kindern um einen herumstehen die etwas zu Essen haben wollen…. ja mei: Man ist halt in Afrika und sollte einfach froh sein dass man selber früher daheim regelmäßig zum Essen bekommen hat bzw. bekommt.

Noch ein kurzer Spaziergang über den Platz mit seinen unzähligen Eindrücken und ab ins Hotel – der nächste Tag sollte lang werden:

Geweckt von den klappernden Pferdehufen der Kutschen vor dem Hotel, waren heute tagsüber die weiteren Sehenswürdigkeiten das Ziel:

Praktischerweise führt der Fußweg von Djemaa el Fna zum Hivernage-Hotel direkt an einer weiteren Sehenswürdigkeit vorbei:

Koutoubia-Moschee

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Diese stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert und ist mit ihrem 77 Meter hohem Minarett absolut beeindruckend. Ich habe hier ein paar Bilder von außen angefügt, von innen konnte ich leider keine machen – Nicht-Muslime dürfen das innere der Moschee nicht betreten und auch wenn ich z.B. in arabischen Ländern immer mit langer Hose und langem Hemd unterwegs bin (tätowierte Totenköpfe und Motive, die in islamischen Ländern durchaus als „Pornographie“ ausgelegt werden können muss man nicht zwangsläufig öffentlich zeigen), so ist es für mich doch relativ schwer, mich vom äußeren her unauffällig in solchen Orten einzuschleichen.

Zudem: auch wenn ich selber nicht gläubig bin, so respektiere ich jedoch den Glauben von anderen Leuten.

Sei es drum, es gibt ja auch Orte an denen man als Europäer und Nicht-Muslim sich alles wunderbar ansehen kann – z.B.

Jardin Majorelle

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Das ist ein 4000 Quadratmeter großer botanischer Garten, der 1923 von dem französischen Maler Jacques Majorelle angelegt wurde. Den kennt ihr nicht?

Meinetwegen, aber den französichen Modedesigner Yves Saint Lauren kennt ihr vermutlich schon – und der hat mit seinem Lebensgefährten Pierre Berge im Jahre 1980 den Garten gekauft.

Inzwischen ist Yves Saint Lauren gestorben, seine Asche im dortigen Rosengarten verstreut – aber eine von ihm gegründete Stiftung verwaltet diesen traumhaften botanischen Garten, in dem man u.a. einen Teich mit wunderschönen Koi-Karpfen findet.

Damit sollte es auch schon genug Sightseeing für heute sein, denn es stand ja das einzige Pokerturnier der Reise an:

14. Januar 2017, WSOP-Circuit-Marrakech Opening Event – 4000 Marrokanische Dirham

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Die ganze Turnierserie fand im „Casino de Marrakech“ statt, welches sich mit Bannern für den Anlass ordentlich präsentierte. Dazu gehört übrigens auch das HotelEs Saadi Resort Marrakech„, welches schön und manchmal günstig zu haben ist – nur an meinem Wochenende dort war es leider extrem teuer.

Eine Vorab-Reservierung für ein Turnier war zumindest 2017 nicht möglich, allerdings auch nicht nötig – gespielt wurde nicht im üblichen Pokerraum des Casinos, sondern auf der Empore wurde ein extra Turnierbereich eingerichtet – und es wurden immerhin 109 Entries, die umgerechnet je rund 360,- Euro Startgebühr entrichteten – ein paar Tage später zum Mainevent (da war ich schon wieder abgereist) waren es übrigens mehr als 500 Entries.

Besonderheit: die Sprache im Casino ist grundsätzlich französisch, auch der Table-Talk fand fast ausschließlich auf französisch statt. Immerhin haben die Dealer mir zuliebe die Bets etc. dann auch immer auf englisch übersetzt – war trotzdem ein ungewohntes und komisches Gefühl, den durchaus reichlichen Gesprächen am Tisch nicht im Ansatz folgen zu können.

Wenn man den Bewertungen auf Tripadvisor glauben schenken kann, dann ist das Casino Marrakech ein furchtbarer Ort mit durch die Bank unfreundlichem Personal: das kann ich nicht bestätigten: ich empfand die Leute dort als ausgesprochen freundlich und hilfsbereit – sei es bei der Registrierung, dem Geldwechsel (zu einem durchaus annehmbaren Kurs) oder auch an den Tischen – und das Casino hat eine typische Oldschool-noble Casino-Atmosphäre – dafür, dass meine französischen Sprachkenntnisse quasi nicht vorhanden sind, kann ja niemand etwas.

Für mein Pokerspiel und mein Kartenglück kann auch niemand etwas – nach rund 3 Stunden verlor ich einen klassischen Flip und wünschte allen einen schönen Abend – so sollte morgen wenigstens noch Zeit für eine ausgedehnte Stadtbesichtigung bleiben.

Noch ein kurzer Umweg über den Dejmaa el Fna und etwas Essen bei Hadj– und ab ins Bett, ausruhen für den nächsten Tag:

Medina & Souks Marrakech

Der heutige Tag ist einfach nur als „heftig“ zu beschreiben: Ich hab jetzt ja doch schon rund 70 Länder bereist und einiges erlebt – und ich frag mich immer, wie Leute es schaffen von ihren Fernreisen aus Afrika oder Asien zu kommen und mir erzählen, dass noch nicht einmal jemand versucht hat sie zu bescheißen, gleich zu bestehlen oder einfach nur ihnen etwas überteuert zu verkaufen – und wenn es nur eine Taxifahrt ist:

Vermutlich merken es die meisten nicht einmal. Aber in Marrakech – da merkt es – hoffentlich – dann wirklich jeder:

Wie die letzten Tage auch ging es ausschließlich zu Fuß durch die Stadt – und schon bald sollte ein besonders dreistes Exemplar meinen Weg kreuzen: ein höflicher junger Mann sprach mich an, er würde mich von gestern kennen, er sei Wachmann im Novotel (an dem kommt man von Casino zu meinem Hotel tatsächlich vorbei).

Wohin ich ginge, etc. – und ob ich denn wüsste, dass dieses Wochenende das Wochenende im Monat ist, wo die Berber von den Bergen kommen und ihre Waren in der Altstadt verkaufen. In die Altstadt wollte ich ohnehin und so gingen wir ein Stück des Weges. Als ich in ein Haus gehen sollte, in dem die Berber gerade ihre Waren anbieten würden, trennten sich unsere Wege…. der Berber-Trick (also die Erzählung, dass gerade jetzt der Tag wäre an dem diese in der Stadt sind) ist übrigens in Marrakech weit verbreitet – unzählige Touristen sind schon darauf reingefallen.

Ist die Altstadt von Marrakech aus der Luft auch sehr beeindruckend, weil alles sandfarben und gleich ausschaut – zur Orientierung ist das ganze nicht so lustig: hohe, eng aneinander gebaute Gebäude machen dunkle Gassen (absichtlich, damit die möglichst lange im Schatten sind) – und die Kinder die an vielen Ecken stehen und einem erklären, dass man besser hierlang oder dortlang geht (um einen dann gegen ein Trinkgeld wieder aus dem Chaos herauszuführen) machen es nicht wirklich leichter – Geld hat natürlich niemand bekommen, zum Glück gibt es Google-Maps.

Es ist schwer, dieses Chaos aus Märkten, Geschäften, Handel, Schulen etc zu beschreiben – das schlimmste sind aber die Leute, die einem ständig etwas verkaufen oder zu ihrem Geschäft führen wollen: knapp 20 Kilometer waren es letztlich an diesem Tag die ich mich zu Fuß durch dieses Chaos bewegt habe und ich war heilfroh, als ich wieder an einem zivilisierten Platz war:

Dem Djemaa el Fna: Ok, es will einem zwar auch alle paar Meter jemand etwas verkaufen, ein Foto von euch zusammen mit einem Affen machen oder man bekommt eine Schlange um den Hals gelegt – aber von dort kannte ich wenigstens den Weg zum Hotel.

Leider machen die Essenstände erst spät am Abend auf, so dass es keinen Abschied von Hadj gab – es sollte früh ins Bett gehen, denn am nächsten Tag ging es ja dann weiter zu den Pyramiden – nach Ägypten. Doch davon handelt dann einer der nächsten Berichte…

Stephan Tempel

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