Chemnitzer FC – TSV 1860 München, 30.08.2019, 0:1

Chemnitz. Stadt und Verein haben es derzeit nicht leicht: steht die Stadt doch nach dem rechten Trauermarsch / den Ausschreitungen im September 2018 und dem darauf folgenden „Wir sind mehr“-Konzert vor einem Jahr quasi unter dem Generalverdacht, die neue „Hauptstadt der Bewegung“ zu sein – und dann stirbt ein halbes Jahr später Tommy Haller, Gründer von HooNaRa (= Hooligans Nazis Rassisten) und bekommt eine Trauer-Choreographie im Stadion, welche für ein gigantisches Medienecho sorgt und den Ruf der Stadt und des Vereins noch einmal eindrucksvoll unterstreicht.

Stürmer Daniel Frahn jubelt an diesem Spieltag mit einem „Support your local Hools“-Shirt, welches zugunsten Hallers verkauft wurde und erhält eine Geldstrafe, wenige Monate später wird er vom Verein gefeuert: Beim Auswärtsspiel in Halle reist er verletzt mit und verbringt das Spiel im Gästeblock – zu nah dran an den Jungs von „Kaotic Chemnitz“ und somit in den Augen des Vereines zu weit rechts – also feuert man mal eben den Kapitän, Torjäger und Sympathieträger.
Muss man sich erst mal leisten können…

Leisten kann man sich beim CFC leider nicht viel: der Verein – nicht die GmbH – ist von der Insolvenz bedroth, der Insolvenzverwalter ist beim Anhang des Chemnitzer FC ebenso beliebt wie Hasan Ismaik bei den Freunden des Sechzgerstadions – die aktive Fanszene beschließt, das Spiel gegen den TSV 1860 zu boykottieren und somit steht schon im Vorfeld fest, dass das ein eher trister Auswärtsausflug werden wird.

Ich hab mich im Vorfeld auf Chemnitz gefreut: Im November 1993 war ich das erste (und bis dahin letzte mal) da, damals noch im alten Sportforum bei einem sensationellen Wintereinbruch: etliche Löwenfans blieben damals schon auf der Hinreise im Schnee auf der Autobahn stecken bzw. mussten umdrehen, unser Auto kam zwar rechtzeitig an, brauchte aber für die rutschige Heimfahrt knapp acht Stunden. Der Punkt den wir damals aus Chemnitz mitbrachten, sollte ein halbes Jahr später wichtig sein für den Aufstieg in Meppen.

Die Bilder unten von 1993 stammen aus dem „Löwenbomber-Archiv“.

…und gerade als ich meine Sachen für das Wochenende packte – neben der Fahrt nach Chemnitz hatte ich noch das Derby 1. FC Kaiserslautern – SV Waldhof Mannheim auf meiner Liste – kam der Anruf, der alles veränderte und den Fußball ganz weit nach hinten rücken lies: Ein alter Schulkamerad, Weggefährte und Chaoten-Mitbegründer war verstorbern, unser Leo der seinen Jahreskartenplatz seit zwei Jahren direkt neben mir hatte und mit dem ich mich im Geiste schon im Jahre 2038 beim CL-Finale grantelnd nebeneinander gesehen habe…

Die Anreise? Unspektakulär, geprägt von einem Thema. Die Zeit vor´m Spiel? Ebenso.

Das Stadion? Schön, ein Schmuckkästchen. Würden wir ebenso wie das Stadion in Magdeburg letzte Woche genau so nach Giesing mitnehmen? Die Stimmung im Stadion? Ohne aktive Fans logischerweise trist. Die Stimmung im Löwenblock? Für Strecke und Uhrzeit unter den rund 800 mitgereisten ganz gut. Ist aber irgendwie an mir vorbeigelaufen.

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