Rammstein live in Frankfurt am 13. Juli 2019

Die lange angekündigte Stadiontour von Rammstein war längst im Gange, und die bisherigen Konzertberichte überschlugen sich vor lauter Superlativen. „Leider“ überschnitt sich Rammstein im Olympiastadion München mit Metallica in Slane, Irland. Daher mussten wir eben auf Frankfurt ausweichen.

Bereits im Vorfeld zeigte die Vermarktungsmaschinerie von Rammstein ihr ganzes Können: Die Vorfreude in den sozialen Netzwerken wuchs rasant an, nachdem bekannt wurde dass Mitglieder des LIFAD-Fanclubs für die Konzerte ein Vorkaufrecht erhalten schoss die Mitgliederzahl innerhalb weniger Stunden so rapide nach oben, dass prompt ein Aufnahmestopp für Neumitglieder verhängt wurde. Darüber war die Empörung im Netz riesig, die LIFAD-Kontigente waren in kürzester Zeit vergriffen und pünktlich zum offiziellen Vorverkaufsstart brachen sämtliche Server von Tickethandel Eventim zusammen. Als hätte man ein Gnu ins Piranhabecken geworfen gab es einen kurzen aber heftigen Wirbel, und nach wenigen Momenten war alles vorbei und die Tickets in wenigen Minuten vergriffen. Kurz darauf wiederholte sich der Zauber, als die Termine für die Zusatzkonzerte bekanntgegeben wurden. Und das alles für eine Band, die seit knapp 10 Jahren kein Album mehr veröffentlicht hat!

Ich hatte schon zweimal das Vergnügen, Rammstein live zu sehen; Das erste Mal 2009 in München zur Hallentour anlässlich des letzten veröffentlichten Longplayers „Liebe ist für alle da“ und 2017 in der Eishockeyhalle von Las Vegas (kein Witz!) – der T-Mobile-Arena-Las-Vegas. Während das Konzert in München derart lahm war, dass die Sitzplätze auf den Rängen nach 2 Liedern alle wieder Platz genommen haben, waren Konzert und Stimmung in Vegas überragend. Ja, es gibt nur wenige derart erhabene Momente, wie eine ganze Halle voller Amerikaner die begeistert „Amerika“ von Rammstein mitsingt (wer den Text kennt, versteht sicher was ich damit sagen möchte…). Doch ich schweife ab…

Angesichts der Tatsache, dass das neue Album noch auf sich warten ließ und meiner gemischten Erfahrungen mit den Konzerten, war ich skeptisch. Doch meine Frau hatte Rammstein noch nie live gesehen und ein Freund von uns wollte auch gerne hin – also gehen wir eben zu Rammstein.

Zum Konzert:

Einlass nur mit personalisiertem Ticket und Ausweis oder Führerschein – wurde rigoros kontrolliert. Hoffentlich macht das auch weiterhin Schule! Warum wir das gut finden, hat ja Stephan schon hier geschrieben.

Als „Support-Act“ hatte die Band zwei junge Damen aus Frankreich dabei, die am Klavier ein paar der größten Rammstein-Hits zum Besten gaben. Wurde vom Publikum weitgehend ignoriert oder gemischt aufgenommen, ich für meinen Teil mag das Klavier als Instrument – versaut haben die beiden nur die Stellen, an denen sie versucht haben Lyrics einzubauen. Wenn eine junge Frau versucht Rammstein zum Besten zu geben, wirkt das ähnlich beeindruckend und schmeichelnd fürs Gehör wie meine ersten Tennisschläger-Luftgitarrensoli auf dem Bett in meinem Kinderzimmer zu den Riffs von Slayer um 1989 herum.

Als die beiden den Turm in der Menge verlassen hatten und sich der offizielle Konzertbeginn näherte, war die Arena auf einen Schlag randvoll. Wir hatten – zum Glück! – Tribünenplätze und konnten uns den Wahnsinn in seinem ganzen Ausmaß geben!

Lediglich 5 Minuten später als ursprünglich angekündigt betraten die Berliner die Bühne – und es brach der Teufel los! Die Band hatte die Menge von der ersten Sekunde an fest im Griff und ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass sie alles dran setzen würde den Erwartungen der Massen wieder gerecht zu werden.

Sympathischerweise hielt sich die Band nicht mit irgendwelchen langen Reden zwischen den Liedern auf und spielte auch keine langwierigen Spielchen mit dem Publikum sondern zog ihr Programm auf der Bühne rigoros durch, so dass die Menge überhaupt keine Zeit zum Verschnaufen und Langweilen hatte!
Die aufwändig gestaltete Bühnenshow, der (meiner Meinung nach etwas spärliche) Einsatz von ordentlich Bumms und Feuer, die Performance mit kleinen Gimmicks wie dem brennenden Kinderwagen bei „Puppe“, dem via Flammenwerfer angeheizten Suppentopf bei „Mein Teil“ oder auch die Schlauchboottour der Band durch die verblüffte Menge bei der ersten Zugabe zum 50.000-Stimmen-A-Capella von „Engel“  — die Band ließ wirklich kaum einen Gag aus, um den Abend für alle Zuschauer zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Ich war im Vorfeld extrem skeptisch, schon alleine weil ich dem neuen Album so gar nichts abgewinnen konnte und kann! Die zahlreich vertretenen neuen Songs hat die Band auf der Bühne mit dem nötigen Schwung und reichlich Bass aber so gnadenlos durch die Menge geprügelt, dass sie sogar mir gefallen haben! Zum Abschied nach deutlich über 2 Stunden Spielzeit (!!!) sind die Jungs mit einem Aufzug an ihrer eigenen Bühnendeko hinaufgefahren. Klingt krank, war es auch!

Fazit: Auch wenn Rammstein es in diesem Leben nicht mehr unter meine Top-10-Bands schaffen, war dieses Konzert mit eins der Besten in der Größenordnung, die ich bisher gesehen habe! Respekt nach Berlin, dieses Spektakel war den Eintrittspreis zu 100% wert!

Einen halben Punkt Abzug gibt es für den übersteuerten Sound auf unseren „Sitz“-Plätzen („Tribünenplätze“ trifft es vermutlich besser…) bei der zweiten Zugabe– ausgerechnet meine beiden persönlichen Favoriten waren in unserem Eck nur noch am Text auszumachen. Schade, aber so ziemlich alles andere davor war nah an Perfekt gemischt (in einem Stadion, wohlgemerkt!)

Und einen vollen Punkt Abzug gibt es für die Getränkepreise: Ich bin ja nicht zickig,  aber 5,50€ für Bier und Cola zzgl. 2€ Pfand?!  Wiesn-Preise auf `nem Open-Air-Konzert im Hochsommer mit dreistelligem Eintritt ist meiner Meinung nach deutlich drüber.

Alles in allem 8 von 10 möglichen Punkten und damit ein fetter „Thumbup!“-Emoji für Rammstein!

Ein fettes „Merci“ an dieser Stelle an Sebastian, der so freundlich war mir ein paar von seinen Schnappschüssen zur Verfügung zu stellen – ich selbst nehme u.A. auf Konzerte inzwischen kein Telefon mehr mit, dazu an anderer Stelle in naher Zukunft gerne mehr!

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