Heavy Metal Konzerte stehen für laute Musik, Konzert-Besucher die zumindest wild aussehen, ihre meist langen Haare zur Musik schütteln oder im Moshpit ein von außen brutal aussehendes schubsen und pogen als Tanz aufführen. „Destruction“ gehört zu den deutschen Urgesteinen des Trash-Metal, einer noch härteren Stilart des Heavy Metal und zählt zusammen mit Kreator und Sodom zu den Urgesteinen – mit einer Unterbrechung sind sie seit 1982 als Band aktiv und haben unter anderem beim Rock in Rio als auch beim Wacken-Festivals schon vor zigtausenden Metal-Fans Konzerte gegeben.

Nun also wegen Corona ein sog. „Abstandskonzert“ im Münchner Backstage – das bedeutet dort, wo ansonsten bis zu 1400 Fans stehen, tanzen und pogen sind am Samstag Abend ein paar Dutzend Biertische und einzelne Stühle für die maximal 200 Besucher aufgestellt: Es herrscht freie Platzwahl, immer bis zu zehn Konzertbesucher dürfen an einem Biertisch ihren Platz nehmen und müssen am Tisch angekommen ihre Daten auf einen Zettel schreiben und diesen wieder abgeben. Auf dem Weg zum Tisch ist wie bei jedem Gang zur Bar oder zum WC ein Mund-Nasenschutz zu tragen, am Tisch selber ist dieser nicht notwendig.

200 Besucher sind natürlich nicht viel, Destruction hat als Support-Act noch die Schweizer Metal Band „Burning Witches“ mitgebracht – diese Band besteht nur aus Damen und dass diese als Vorgruppe agieren liegt nahe: Als Produzent ist hier unter anderem der Destruction-Frontmann Marcel „Schmier“ Schirmer tätig.  Um vor doppelt so viel Fans in München spielen zu können spielen beide Bands am Samstag zwei Shows – einmal ab 16:00 Uhr, einmal ab 21:00 Uhr.

Das ganze Konzept funktioniert überraschend gut: Die Fans – überwiegend Männer zwischen 30 und 50 – bleiben während dem Konzert fast alle sitzen und wenn einer mal im Überschwang aufsteht um seine Helden stehend anzufeuern, ist wenige Sekunden später ein Ordner mit Mundschutz da und ermahnt ihn sich hinzusetzen, dies ist aber kaum nötig.

Der Gang zum Getränkestand wird wie der zum WC nur mit Maske angetreten – und weil es das Backstage für deutlich mehr Leute ausgelegt ist und fast jeder Konzertbesucher das hier anders kennt, fühlt man sich etwas wie ein VIP: Die Gänge sind leer und sauber, es gibt kein anstehen – und weil es kein Gedränge gibt, werden die Getränke sogar in Flaschen bzw. passend zu den Sitzplätzen an den Biertischen in Maßkrügen ausgeschenkt.

Die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne geben ihr bestes – und die Fans sind dankbar, nach so langer Pause wieder Live-Musik zu haben und schütteln ihre Haare auf den Bänken und singen begeistert mit.

Destruction-Sänger Schmier berichtet, dass auch am Vorabend in Tschechien beim Konzert (reguläres Stehkonzert) Maskenpflicht geherrscht hätte, das dort aber niemand interessiert hat. Noch einen Tag zuvor in Leipzig auf der Festwiese standen die Leute auch ohne Maske, aber in abgetrennten, äußerst großzügigen Bereichen.

In Bayern gehen die Uhren traditionell etwas anders, die vergleichsweise hohen Infektionszahlen machen es diesbezüglich nicht leichter. Der Stimmung beim Konzert tat die ungewohnte Atmosphäre jedoch kaum einen Abbruch: die Metal-Heads genossen einen Abend aus ungewohnter VIP-Perspektive und gingen nach einer Stunde mit den Burning Witches und rund 90 Minuten mit Destruction glücklich nach Hause. Auch auf ihrer Facebook-Seite („Destruction“ hat mehr als eine halbe Million Follower) gibt es über 1000 Likes und viel, viel positives Feedback in Form von Kommentaren von Konzert-Besuchern zu diesem ungewöhnlichen Konzert-Abend: Nächstes Destruction-Konzert: Dortmund, am 25.09.2020 im JunkYard.

Stephan Tempel

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