Ladies-Night im CCC Kufstein – Maybe it´s time to quit Poker…

 

Poker-Berichte sind rar geworden in letzter Zeit, aus dem Grund dass ich immer weniger Poker spiele, was schlicht und ergreifend daran liegt dass es immer schlechter läuft und immer weniger Spaß macht – wobei das eine natürlich das andere bedingt: würde ich alle paar Pokerturniere mit einem dicken Cash nach Hause kommen, dann würde es vermutlich auch Spaß machen – wobei ich auch davon nicht überzeugt bin:

Ich habe den Eindruck, dass vor allem in den letzten 1-2 Jahren durch die Ultra-Loose-Spielweise Poker immer mehr vom Strategiespiel zum Glücksspiel verkommt: Inzwischen beobachte ich bei Pokerturnieren Preflop-All-In und Call-Situationen quasi am laufenden Band und das mit Karten, da hätten sie einen am Pokertisch noch vor drei bis vier Jahren für geistesgestört erklärt:

Donnerstag sind wir zu Level 4 – also gegen 21 Uhr – im CCC Kufstein eingestiegen, insgesamt haben sich 42 Pokerspieler (inklusive einiger Spielerinnen) eingekauft. Ohne Re-Entry bin ich Punkt Mitternacht, also nach nicht ganz 2,5 Stunden Netto-Spielzeit auf Platz 12 rausgeflogen und hatte in der Zeit an meinen Tischen insgesamt zwölf mal die Situation „Preflop-All-In und Call“.  Ich habe alle Situationen aufgeschrieben und veröffentlich hier jetzt ein paar – es handelt sich um ein Pokerturnier, bei dem bis inkl. Level 6 ein Re-Entry möglich ist. Es kann auch der Add-On als weiterer Re-Entry genützt werden:

Level 4

1. Beispielhand:

MP macht ein Minraise und hat noch den Startstack von derzeit 25 BB

Button pusht All-In mit 24 BB

Bigblind hat noch 8 BB und callt.

MP callt ebenso.

Button AQ. BB 68s, MP 66.

Ja, die Sechser sind in diesem Spot sogar vorne. Aber muss man sein Turnierleben mit 66 riskieren? Was macht der Bigblind in der Hand? Und warum pusht der Button seinen gesamten Startstack?

Ja, diese Spielweise mag Long-Term erfolgreich sein und online ist es ja kein Thema: Du machst einen Tisch zu und den nächsten Tisch dafür auf. Aber bei einem Live-Poker-Turnier?

2. Beispielhand:

 

In der nächsten beobachteten Hand callt einer ein All-In mit AJo. Beide haben Startstack.

 

3. Beispielhand:

Wieder eine Hand später wird A8s gepusht.

 

Level 6

 

4. Beispielhand:

In Level 6 haben wir ein Minraise von 3 bb und zwei call.

Jetzt pusht der Cutoff seine letzten 9BB mit 22. Wird gecallt von ATo und Q9o dahinter denkt sich auch „ich call das mal“….

Aber warum?

5. Beispielhand:

Wieder ein paar Hände später haben wir ein massives Raise von AA und daraufhin ein All-In von 45s. Klar, dass 45 die Hand nach dem Call von AA gewinnt…

Die Re-Entry-Phase ist vorbei, ab jetzt ist es ein Freeze-Out:

 

6. Beispielhand:

Es gibt ein Min-Raise von AKs. MP callt das Minraise mit AQo. Jetzt geht der SB All-In mit 5BB und AKs geht drüber mit 60 BB. AQo denkt sich vermutlich „wenn ich schon 2 BB drin habe, dann kann ich meine restlichen 55 BB auch noch mit AQ opfern“ und steht nach dem Showdown kopfschüttelnd auf.

Wieder die Frage: Warum macht man so etwas? 55 BB muss ich doch nicht mit AQ off für einen Call riskieren… oder doch?

Selber lief es auch – wie schon seit Monaten – gelinde gesagt bescheiden: Ich versuche ja, Pre-Flop-All-In nach Möglichkeit zu vermeiden: Ich will einen Flop sehen, dazu die Reaktion des Gegners und ihn nach Möglichkeit ausspielen – das macht für mich den Reiz des Pokerspieles aus – das hatte ich ja auch hier mal beschrieben. Das was inzwischen von vielen praktiziert wird, ist im Endeffekt nur noch „Karten vergleichen“ oder „Eier vergleichen“ oder „Geldbeutel vergleichen“: Man pusht loose All-In, dementsprechend wird loose gecallt und dann schauen wir mal was passiert: Wenn es erfolgreich ist, dann scheitert man halt am nächsten oder am übernächsten Flip, wenn es scheitert hat man eine weitere Bad-Beat-Story und kann damit seine Mitmenschen langweilen… und genau das mache ich jetzt:

Ich hatte den ganzen Abend noch kein Pre-Flop-All-in und mir einen ordentlichen Stack erspielt, von dem ich dummerweise in einer Hand 1/3 verlor, weil weder Straße, noch Flush oder eine meiner beiden Overcards ankam und mein Gegenspieler meine Bet am River mit viel, viel Bauchschmerzen mit seinem getroffenen Set gecallt hat – mit den Worten „Du hast die Straße, aber ich will es sehen“. Nee, ich hatte sie nicht… Good call.

Trotzdem blieb noch ein ordentlicher Stack übrig und ich fand ein nettes Paar sechser. Flop 46Q, darunter zwei Kreuz. Ich hatte das Gefühl dass meinem Gegenspieler der Flop gefällt und so wurde der Pot etwas größer gemacht und von ihm gecallt.

 

Der Turn brachte die Herz-Drei  und mein Gegenspieler machte eine ordentliche Bet. Jetzt war es an der Zeit All-In zu gehen und der Gegenspieler snapcallte mit Q3, die beiden Kreuz gaben ihm zusätzliche Outs und so hatte er immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 25% die Hand zu gewinnen – und ich 75%.

Wer meinen Lauf dieses Jahr verfolgt hat, der weiß dass für mich selbst 85% nicht genug sind und natürlich kam am River eine Dame und mein Stack schmolz dahin auf 5 BB.

Die brachte ich dann zwei Hände später mit ATs ganz gut rein, 67s entschied sich zum call und logischerweise verlor ich auch diese Hand und es ging nicht mit allerbester Laune nach Hause.

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