Die Messlatte bei den Toten Hosen liegt bei mir sehr sehr hoch, denn angefixt über das „Bis zum bitteren Ende„-Livealbum 1988 haben sich bei mir über die Jahre dann doch einige Konzerte angesammelt – darunter sind mir vor allem die Geheimkonzerte im Atomic Cafe als „Rheinpiraten“ (1998) oder auch im alten Backstage als „Essen auf Rädern“ (2000) im Gedächtnis geblieben, aber auch das Weihnachtskonzert in Nürnberg um die Jahrtausendwende, Innsbruck vor einigen Jahren und dann noch etliche Konzerte natürlich in der Olympiahalle – keine Ahnung wieviele. Wie gut kann da ein Konzert für jemanden Ende 2017 werden, der bei den Hosen musikalisch irgendwo um die Jahrtausendwende spätestens stehen geblieben ist?
Mit wenig Erwartungen ging es spät nach der Arbeit in Richtung Olympiahalle, so dass ich von der Vorband „Feine Sahne Fischfilet“ nicht viel mitbekommen habe. Zum letzten Lied – irgendwas mit „komplett im Arsch“ – ging es in die Arena, die – welch Freude – nicht nochmal zusätzlich abgetrennt war, wie man es ja bei Konzerten inzwischen immer öfters erlebt. Die meisten Sitzplätze standen bei Feine Sahne Fischfilet, scheint also gefallen zu haben.
Die Umbaupause zwischen Vorband und Hauptact dauerte eine knappe halbe Stunde (…mach das Flutlich an denn sie kommen gleich raus….) und um zehn nach neun betraten die Hosen die Bühne – mit einem Urknall bzw. eben jenem Lied von der neuen Scheibe. Die Halle stand – das so oft – meiner Meinung nach zu Unrecht – gescholtene Münchner Konzertpublikum war bereit für einen geilen Abend:
Lied zwei: Auswärtsspiel und zum ersten mal drückten die Massen in der Arena nach vorne, inklusive einem alternden Punk der zum Glück noch die Brille gegen Kontaktlinsen getauscht hatte – als Löwenfan passt es aber halt auch einfach zu gut:
Es ist egal, ob wir das Spiel verlieren
Denn darauf kommt es nicht an
Und ob das irgend jemand hier sonst kapiert
Ist für uns nicht interessant
Es wird trotzdem nie passieren
Dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will
Denn ihr seid nicht wie wir
Die Achillesferse tut mir weh
Und das Einzige, was nicht kaputt an mir ist,
Sind die Brücken in meinem Gebiss
Nur ein alter Punk, viel zu alt
Schweinealt
Früher war alles gut
Da hielten alle noch zusammen
Die Bewegung hatte noch Wut
Ich will es nicht mehr hören
Denn damals war es auch nicht anders
Mich kann das alles nicht stören
Das schönste-One-Night-Stand-Lied aller Zeiten gleich nach „Ohne Dich“ von der Münchner Freiheit oder „Gö Du bleibst heut nach bei mir“ von STS. Zeit, in Ruhe sein Getränk zu konsumieren – gerade rechtzeitig vor „pushed again“. Eines meiner liebsten Lieder und Videos 🙂
Bis jetzt schon ein langer Bericht und 14 Lieder – und da ist noch nicht einmal die Hälfte des Konzertes geschafft: insgesamt 34 Lieder gaben die Hosen zum besten, darunter noch Klassiker wie
– Bommerlunder
– Schönen Gruß auf Wiedersehn
– Ficken Bumsen Blasen
– Tage wie diese
– You´ll never walk alon
– Opel-Gang…die komplette Setlist findet ihr übrigens hier:
setlist-tote-hosen-konzert-münchen-19.12.2017
Ein Konzert wo fast die gesamte Halle die meiste Zeit steht und abgeht, in der Arena die Hölle los ist und der Hauptact sichtlich Bock hat und 34 Lieder abliefert – was will man mehr? Wenn jemand für heute Abend noch eine Arena-Karte übrig haben sollte – bitte bei mir melden, gehe gerne nochmal.
Stephan Tempel
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