Wenn in diesen Tagen sich die – zumeist rote – Volksseele daran erzürnt, dass die Stadt München einen Ausbau des Sechzgerstadions (Grünwalder Stadions) endgültig prüfen lassen möchte und dass es ja nicht sein kann, dass der Steuerzahler den Löwen ihr Stadion finanziert, dann möchte ich denen die offensichtlich unter Amnesie leiden dann doch mal kurz ein paar Sachen zurück ins Gedächtnis rufen:

Komischerweise hat sich von euch kaum einer beschwert, als die Allianzarena im Jahr 2001 gebaut wurde – auf einem städtischen Grundstück, dass seinerzeit 84 Millionen Euro wert war, aber durch die Umwidmung von Gewerbegebiet zur Sondernutzungsfläche mal eben 70 Millionen Euro an Wert verlor – dem Fußball zuliebe. Macht aber nichts, wurde ja ohnehin zum Schleuderpreis in Erbpacht verpachtet.

Das dazu mal eben auch noch einmal 200 Millionen Euro Erschließungskosten (diese Summe ist übrigens auch interessant für die Träumer, die fordern der TSV 1860 möge ein eigenes Stadion irgendwo vor der Stadt auf der Grünen Wiese bauen – die Allianzarena ist übrigens direkt neben der Autobahn und die U-Bahn-Linie war auch schon vorhanden!) fällig waren die der Steuerzahler bezahlt hat, hat euch ebenfalls nicht gestört – und dass sich durch den Umzug der Fußballer vom Olympiastadion in die Allianzarena Einnahmeausfälle in der städtischen Olympiapark GmbH in Höhe von ca. 5 Millionen jährlich (wir bewegen uns also auch hier seit dem Bau auf die 100 Millionen zu – und es geht weiter) ergeben haben, war ebenfalls für die wenigsten problematisch.

Natürlich: dieses Stadion gehörte seinerzeit den Löwen und den Bayern gemeinsam – und ich bin aus Löwensicht an dieser Stelle froh, dass ich von Anfang an gegen diesen Wahnsinn war. Weniger froh bin ich darüber, dass meine Befürchtungen von damals eingetroffen sind, aber das ist ein anderes Thema und wird mir demnächst einen längeren Beitrag Wert sein …

Fassen wir es einmal zusammen: Zusätzlich zu den Baukosten (diese hat die Allianzarena GmbH ja selber übernommen) hat die Allianzarena den Steuerzahler bis heute zwischen 350 und 400 Millionen Euro gekostet und die jährlichen Einnahmeausfälle im Olympiastadion laufen ja weiter.

Dass die Löwen seinerzeit so dämlich waren, ihre 50% der Allianzarena für 11 Millionen Euro an den FC Bayern zu verkaufen ist eine eigene Geschichte und auch die wird von mir in einem längeren Beitrag ausführlich beleuchtet.

Sei es drum: der FC Bayern spielt heute alleine in einem Stadion, dass den Steuerzahler viel Geld gekostet hat, ihm aber keinerlei Mieteinnahmen bringt – wohingegen die Löwen ja im städtischen Stadion wenigstens Miete an die Stadt zurück zahlen. Man muss schon ein ausgesprochener Neidhammel sein, um schon bei der bloßen Prüfung des Ausbaus des Sechzgerstadions auf die Barrikaden zu gehen.

Als Löwe kann man sich nur wünschen, dass eine Kapazitätenerhöhung möglich ist: ein Umbau des Olympiastadions zu einem Fußballstadion wird nie gelingen – nicht umsonst wurde die Allianzarena gebaut – und wer glaubt, dass die Löwen irgendwo auf der Grünen Wiese (von denen es in und um München ja auch nicht mehr so viele gibt, geschweige denn günstig) jemals alleine oder zusammen mit einem Investor ein Stadion bauen, der verkennt, dass die Löwen ja nicht einmal die 50% an der Alllianzarena schultern konnten – und da gab es Erschließungskosten und Grundstück (der WM und/oder dem FC Bayern sei Dank) quasi zum Nulltarif bzw. zu Lasten des Steuerzahlers.

Stephan Tempel

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